Alltags-Geschichten

 
 
 
Nix war noch nie

Zwei ältere Frauen sitzen auf der Parkbank und unterhalten sich, sagt die eine: „Gestern hab ich was interessantes gehört, es hat mich zum Nachdenken gebracht und es gefällt mir immer mehr.“
„Na, was denn? Du machst mich neugierig.“  die Andere.
„Meine Freundin erzählte mir, von einem Gespräch, das sie mit einem Freund von ihr führte. Dieser Freund hat gerade Stress mit seinen Eltern, die unbedingt wollten, dass er sich um sie kümmere. Aus Zeitmangel, Überforderung und Unwohlsein lehnte er ab. Sofort wurde er von seinen Eltern als undankbar abgewertet, denn „Wir haben immer alles für dich getan, jetzt wo wir  einmal etwas von dir brauchen bist du nicht da“ war  bisher immer wirkungsvoll.  Der Sohn wollte sich dieses Mal nicht mehr mit diesem oder ähnlichen Sätzen erpressen lassen. Nur´, diese Sätze machen ihn hilflos und machtlos, er hatte nicht einmal keine Idee wie er es anstellen sollte. Einerseits wollte er nicht als undankbar gelten andererseits war er ja bereit zu unterstützen, nur so wie es sich seine Eltern vorstellen, so geht´s gar nicht für ihn.  „„Weißt du“ „sagte er zu mir“ erzählte meine Freundin „ich kann schon gar nicht mehr richtig schlafen, immer wieder wache ich nachts auf und such nach einer Lösung, es ist als hätte ich eine Brett vom Kopf“ meine Freundin antwortete ihm mit folgendem Einleitungssatz: „NIX WAR NOCH NIE! Oder?  Ich geb dir jetzt ein paar Fragen, die du für dich beantworten kannst, wenn du willst und du kannst während du diese Fragen beantwortest schon die eine oder andere Idee von Veränderungsmöglichkeiten bekommen. Ist das ein Angebot, möchtest du das machen?“

Er war natürlich einverstanden erzählte die Dame auf der Parkbank weiter. Die andere fragte: „Jetzt bin ich aber neugierig geworfen. Welche Fragen waren es denn, die deine Freundin dem Herrn gestellt hat?“
„Ach ich weiß nicht mehr alle. Ein Frage lautete: „Was muss sein, dass du deine Eltern gut unterstützen kannst?  Eine andere:  Was brauchst du dazu? Die anderen weiß ich leider nicht mehr.“
Die Andere nachdenklich: „Ja, das stimmt wirklich „Nix war noch nie“ – wenn ich diesen Satz mit einigen Stationen meines Lebens vergleiche, irgendetwas war immer  etwas da. Cool, diesen Satz werd ich mir auch merken.“

Die Beiden sitzen noch einige Zeit wortlos auf der Bank, bis sie sich schließlich verabschieden, mit dem Versprechen sich beim nächsten Jogging wieder hier zu treffen.
 
 
 
 
Wie kann ich es schaffen?


Herr Baum sitzt in seinem gemütlichen Wohnzimmer, mit einer Tasse Tee, Lindenblütentee, sein Lieblingstee. Es ist früher Vormittag und auch die Sonne scheint freundlich ins Zimmer. So als könnte der Tag nur ein guter Tag werden. Herr Baum kann seine Außenwelt grad gar nicht wahrnehmen. Die wärmenden Strahlen der Sonne kann er nicht spüren. Die dadurch entstehende Freundlichkeit im Zimmer kann er nicht sehen. Er ist in seinem Inneren versunken. So wie er dasitzt, sind diese Gedanken kaum aufbauend, ermutigend oder motivierend für ihn. Mit hängenden Schultern sitzt er im Sofa, die Tasse Tee auf seinem Oberschenkel abgestellt.  Die Mundwinkel nach unten gezogen. Die Augen blicken traurig, resigniert in Richtung Kamin, wo nur die abgebrannten Holzscheiter-Reste des Vorabends zu sehen sind.

Wooom!! Plötzlich schreckt Herrn Baum ein riesen Krach auf. Ihm bleibt fast das Herz stehen, sein ganzer Körper zittert, das Adrenalin ist bis in die Zehenspitzen geschossen. Er ist hellwach, seine ganze Aufmerksamkeit ist nach außen gerichtet, sein Blick geht ganz schnell im Zimmer herum und bleibt schließlich bei der Tür stehen. Was er erblickt zaubert ihm ein Lächeln ins Gesicht. Er sieht seine Enkelin Jasmin in der Tür stehen, ihr Körper bebt vor Freude und schon nimmt sie Anlauf auf ihren heißgeliebten Opa, rennt und springt schließlich in seine offenen Arme und gegenseitig drücken sie sich fest, voller Liebe, Freude dass sie einander wieder zu sehen.
„Hei Opa, wie geht´s dir denn? Ich bleib für ein paar Tage bei dir, wenn´s dir recht ist. Meine Mama muss leider schon wieder zu einem mehrtätigen Seminar, wo ich nicht mitkann.“ Dieses „leider schon wieder“  wird begleitet von einem Augenrollen und einem genervten Unterton. „Gott sei Dank bin ich bei dir  ja auch sehr gerne, sodass ich es nicht ganz so schlimm finde, wenn die Mama wieder weg ist.“ Beendet Jasmin ihren Redeschwall  „Ja, ich freue mich sehr, wenn du bei mir bist. Du weißt ja, dass du jederzeit herzlich willkommen bist.“ antwortet der Großvater spontan.
Nun kommt auch die Mutter, vollgepackt mit Spielzeug und Koffer: „Es tut mir leid, dass ich so ohne Voranmeldung bei dir reinplatze, aber der Termin ist auch für mich sehr kurzfristig gekommen und ich möchte ihn ungern absagen, denn er bessert mein Budget deutlich auf.“  „Ja, Ja ist schon gut! Wir haben es ja so vereinbart und ich freue mich auch sehr meine Enkelin wieder zu sehen.“ Mit einem freundlichen Blick zu Jasmin und ein liebevolles Herandrücken zeigt er seiner Tochter, dass es gut ist so wie es ist. 

Lange nachdem seine Tochter gefahren war, machten es sich Opa und Enkelin im Garten in den Hängematten gemütlich. Der Garten Opa´s ganzer Stolz, mit seiner großen Vielfalt an Blumen, Sträuchern und Skulpturen. Zu jeder  Skulptur kann er eine  Geschichte erzählen.  „Bitte Opa, erzähl mir die Geschichte dieser Skulptur nochmal“ Jasmin zeigt auf eine Skulptur, die aus vielerlei Materialien, Holz, Stein, Metall hergestellt ist und sehr mächtig, unstrukturiert und chaotisch  wirkt.
Der Großvater schaut die Skulptur an und beginnt zu lächeln: „Ja, ich kann mich noch genau erinnern. Es war vor ca. 5 Jahren. Damals hatte ich alle Hände voll zu tun. Diese Zeit war auch geprägt von meinem übervollen Haus. Ich war ein Sammler der allerschlimmsten Sorte. Alles war mir wichtig, aus allem konnte ich noch etwas bauen oder es irgendwie noch verwenden. Auch glaubte ich damals noch, dass ich die Dinge, die noch in Ordnung sind auch behalten musste, weil es ja „schade“ drum ist. Nach diesem Motto habe ich die letzten 20 Jahre gelebt und gar nicht bemerkt wie es immer enger und enger bei mir wurde. Der Zufall ergab, dass ich an einem Workshop für „Entrümpeln“ teilnahm, eine sehr nette Freundin hatte mich gebeten, sie zu begleiten.
Ja, was soll ich dir sagen! In diesem Kurs ist etwas mit mir passiert.  Wir sollten in Gedanken durch unseren  Lebensraum spazieren, genau wahrnehmen was alles drin ist, die Menge, die Größe, welche Dinge es genau sind.  Von Zimmer zu Zimmer ging ich damals und das erste Mal in meinem Leben habe ich mir meine Sachen ganz bewusst angeschaut und auch die Menge so deutlich gesehen, dass mir jetzt noch ganz übel davon wird. In diesem Moment habe ich mir fest vorgenommen, da was zu ändern.
Leichter gesagt als getan. Die ersten Wochen war ich nur in der Überforderung, ich war planlos, schlichtete die Sachen von einem Eck in das Andere. Wirklich weggebracht habe ich nichts. So beschloss ich mir diese Frau als Unterstützung zu holen und gut war es. Die ersten beiden Termine waren mehr als anstrengend für mich. Fragen über Fragen kamen auf mich zu. „Wann hast du das das letzte Mal benutzt? Wirst du das noch einmal verwenden? Woher ist dieses Teil? usw.“  Manchmal war ich total wütend auf diese Person, dann wiederum kamen mir fast die Tränen. Jedenfalls schaffte ich es schon in der ersten Begleitung einen großen Müllsack voll, wegzugeben.

Beim zweiten Termin war ich schon etwas mutiger und hatte auch mehr „Durchblick“ zumal ich ja  in der Zwischenzeit fleißig trainiert habe, sodass ich schon einiges selber wegschaffen konnte.
Auf die Frage meiner Entrümpel-Begleiterin: „Wie es mir in den letzten beiden Wochen ergangen ist und was ich gut geschafft habe?“  stellte ich fest, dass einiges schon sehr leicht von der Hand ging, andere Sachen, wie zum Beispiel bei Bücher, hab ich noch ziemliche Probleme. Was ich noch feststellte war, dass ich mich leichter, freier zu fühlen begann. Ich nahm plötzlich Sachen in meiner Umgebung wahr, die ich verloren glaubte oder völlig vergessen hatte. Mein Coach war mit mir zufrieden.
Nach diesem Termin begann ich mit dieser Skulptur, sie sollte ein Symbol für meine ganz große Veränderung werden. Ich verleimte, schraubte, nagelte so viele verschiedene Materialien wie möglich zusammen. Sie soll mich an mein damaliges Chaos und damaligen Gefühlszustand erinnern.
Heute fühl ich mich zufrieden, entspannt und kann mein Leben in vollen Zügen genießen.“ Der Opa lächelt und hängt noch einige Zeit seinen Gedanken nach.  Er hört kein Vogelgezwitscher, keine Grillen zirpen und auch nicht den leisen Wind der  den Birkenblättern eine sanftes Rascheln entlockt.

„Und was hat sie genau bei dieser Entrümpelungs-Coach gemacht?“  durchbricht Jasmin die Stille.

Fortsetzung folgt …..




Der faule Kompromiss

Herr und Frau Lustig leben schon seit über 25 Jahren zusammen. Sie haben viele Höhen und viele Tiefen gemeinsam durchgestanden und dabei  nie die Liebe zueinander vergessen und  gelebt.
Nur eines ist ihnen in den 25 Jahren nicht gelungen: Ihre Urlaube für beide passend zu gestalten. Einmal ging die Reise nach den Wünschen von Herrn Lustig, das nächstemal  umgekehrt. Der üble Haken dabei ist, dass ein Teil nicht das bekommt was er oder sie wirklich will.
Frau Lustig ist eine begeisterte Bergsteigerin, sie kann stundenlang allein oder auch mit Freunden in den Bergen wandern und klettern. Sie ist dabei so in ihrem Element, dass sie rundherum alles vergessen kann. Aus diesen  Wandertouren holt sie sich ihre Kraft und Ausgeglichenheit für ihr Alltagsleben.
Herr Lustig dagegen ist da ganz anders. Sein Element ist das Wasser. Schon als Junge hat er sich im Wasser wohl gefühlt.  In dem Dorf wo er aufgewachsen ist, veranstaltete der örtliche Sportverein immer wieder Schwimmtourniere, die er mit voller Begeisterung mitmachte. Später beteiligte er sich an Surfturnieren und heute hat er sich dem ruhigeren Kanu Sport zugewendet.

Jedes Jahr, wenn es um die Urlaubsplanung geht haben die beiden dieselbe Diskussion. Er möchte ans – jetzt - stille Wasser – sie möchte in die Berge.  Und jedes Jahr versuchen sie  eine gemeinsame Lösung zu finden, denn beiden ist es wichtig den Urlaub gemeinsam zu verbringen und beide sollen Spaß, Genuss und Erholung spüren.
Ein offensichtlich aussichtsloses Unterfangen und endete immer mit einem Kompromiss, der einen der beiden nicht so ganz glücklich machte.

„Immer diese Kompromisse!“ schimpft Frau Lustig „immer bekommt nur einer was ihm gut tut und was er will. Das ist wirklich lästig. Es zipft mich einfach an.  Du willst ans Wasser, ich möchte in die Berge. Warum schaffen wir beide das nicht?  Ich weiß nicht, wer den Kompromiss erfunden hat, der hat uns keinen guten Dienst damit erwiesen. Hätte ich was zu sagen, würde ich ihn sofort abschaffen.“ Beendet Frau Lustig ihre Nörglerrunde.

Während sich Frau Lustig noch weiter in ihrem Ärger badet, sitzt ihr Mann ruhig im Sofa und hört ihr zu - könnte man meinen. Ein unsichtbarer Beobachter würde sofort erkennen, dass Herr Lustig auf „Durchzug“ geschaltet hat. Nichts desto trotz, hat er sich auch Gedanken über diese alljährlichen Urlaubsdiskussionen gemacht, die auch für ihn nicht das Gelbe vom Ei sind und auch er sich eine Veränderung herbeiwünscht. In den ersten Jahren war die Bereitschaft zum Kompromiss auch noch gegeben bzw. er hatte gedacht, das gehört so, denn jeder macht es so. Nur mit den Jahren hat er für sich festgestellt, dass er nicht „jeder“ ist und es passt einfach nicht mehr.

Als dumpfes Geräusch im Hintergrund hört er noch immer seine Frau memeln.   „Und warum suchen wir uns nicht einen Berg am Wasser oder ein Wasser im Berg?  Wie aus dem Nichts kam dieser Satz. Er hat ihn jedenfalls nicht vorher gedacht und ausgesprochen. Nein, die Idee war plötzlich da und bevor er noch extra drüber nachdenken konnte, war sie auch schon ausgesprochen.

In der nächsten Sekunde war es ganz ruhig – Frau Lustig hört spontan auf zu memeln: „Was hast du gesagt?“
„Warum suchen wir uns nicht einen Berg am Wasser, da haben wir beide das was wir wollen, oder?“ wiederholt Herr Lustig spontan.  „Genau!“ Frau Lustig beginnt zu Lachen, erst leise und dann immer lauter. Fällt ihm um den Hals „Genau!  Warum sind wir nicht schon früher drauf gekommen. Jetzt haben wir uns all die Jahre immer abgeplagt und keiner ist auf die so einfache Idee gekommen. Schön blind, oder? Meine Freundin tät sagen: „Das sind eure blinden Flecken““

Auch Herr Lustig lacht und ruft erleichtert: „NIE WIEDER KOMPROMISSE!“






Die liebe Gewohnheit

„Mama!? Du bist schon wieder da? Was machst du schon wieder zu Hause?“ ruft Petra überrascht und irritiert gleichzeitig. Ihre Mutter hat doch gesagt, sie fährt für zwei bis drei Stunden ins Büro.  „Heute ist nicht mein Tag.“ Antwortet sie nur knapp und etwas genervt „Es hat schon in der früh begonnen, nach dem Frühstück, bei der Frage: Was brauch ich alles mit? Denn ich wusste ja, dass wir mit dem Büro umgesiedelt sind. Ich habe wirklich „scharf“ nachgedacht, ob ich auch alles habe. Zuerst war es der USB, da bin ich ja noch zu Hause drauf gekommen, dass er fehlt. Im Auto sitzend fällt mir ein, die Projektmappe ist nicht mitgegangen. Ich war noch sehr ruhig, sage zu mir: „Gut das ich noch rechtzeitig drauf gekommen bin, ich hol sie noch schnell.“ „Du kannst dich erinnern?“  „Ja, Ja, ich hab dich kommen und wieder gehen hören und dachte mir schon, dass du etwas vergessen hast.“ Ihre Tochter nickend und zustimmend. „Zehn Minuten später sitze ich im Auto und fahre guter Dinge in Richtung Büro, überlege mir schon was ich alles machen werde. Also eh alles  wie immer, Post und eMails bearbeiten, Buchhaltung usw.  Und dann, ah super:  Parkplatz vor der Tür, ich freue mich sehr und genau in diesem Augenblick schießt mir ein Gedanke in den Kopf – der Schlüssel – ich hab den Büroschlüssel vergessen. Ich war so sauer auf mich - Da renn ich schon dreimal zurück, weil ich immer irgendetwas vergesse und dann hab ich noch immer nicht alles dabei.  Nach einigen Minuten „Kopfleere“  Gut! - das ist nicht mein Tag heute, jetzt fahre ich nach Hause und „Büro“ ist gestrichen. Ja, das ist der Grund warum ich schon wieder da bin, und ich hab keine Lust mehr noch einen dritten Anlauf zu nehmen. Dann muss die Arbeit eben bis morgen warten.“ Sie lässt sich mit einem tiefen Ausatmen ins Sofa fallen.



Petra steht da. Abwartend, ob noch was kommt. Sie kennt das ja schon von ihrer Mutter. In ihrem achtzehnjährigen Leben hat sie schon einige Verhaltensmuster ihrer Mutter wahrgenommen und „studiert“. Dieses gehört in die Kategorie „Gewohnheit“. Als Nebengeräusch zu ihren eigenen Gedanken hört sie ihre Mutter noch weiter nörgeln: „Ich fahre jetzt seit fünf Jahren immer denselben Weg ins Büro, brauche mich nie vorbereiten, weil ich so organisiert bin, dass alles vor Ort ist. Jetzt  plötzlich muss ich an USB, Projektmappe und Schlüssel denken. Wenn ich nur diese eine Aufgabe hätte, wäre es sicher kein Problem, nur ich habe ja auch noch andere Dinge im Kopf, die auch meine Aufmerksamkeit benötigen. Jetzt werde ich es mir wohl merken, und meine Gewohnheiten neu justieren.“  „Gut! Mama, dann lass ich dich mal, wir sehen uns später.“ Petra lässt ihre Mutter „ausdampfen“ und macht sich wieder an ihre eigenen  Studien. „Hoffentlich kopieren meine Spiegelneuronen, dieses Verhalten nicht!“



Die Mutter in ihrem Sofa sitzend spürt langsam, wie die Beruhigung und Entspannung in ihrem Körper einzieht: „Was mach ich denn nun mit dem „freien“ Tag?“  Sie schaut sich um, sieht die Sonne beim Fenster rein scheinen, schön, strahlend ist sie, ein Gefühl von Freude und Wohlfühlen steigt in ihr hoch. Einem inneren Impuls folgend, entscheidet sie sich für einen Waldspaziergang. Eine Stunde im Wald, die gute Luft riechen, den Stimmen des Waldes zuhören: „Ja das ist jetzt genau das Richtige für mich“  Körper und Geist reagieren mit Begeisterung und Motivation: „Genau und anschließend werde ich uns ein gutes Mittagessen machen und mit dieser  Powerspritze werde ich in mein Atelier gehen und für meine kommende Ausstellung arbeiten.  Bei passender Gelegenheit werde ich der Sache mit der Gewohnheit auch noch auf den Grund gehen. Wie es passieren kann, dass mich so eine kleine, ja eigentlich wirklich keine Veränderung in meinem Leben so aus der Bahn wirft, dass gleich ein halber Arbeitstag zum Schmeißen ist.  Was ist denn, wenn wirklich eine große Veränderung passiert. Lieg ich dann drei Wochen flach?  Das wären ja schöne Aussichten“





Keine Zeit
„Keine Zeit -  ist nur eine Ausrede!“ Herr  Müller brüllt diesen Satz ins Klassenzimmer. Sein ganzer Körper bebt, sein Gesicht ist rot angelaufen, seine Augen voller Zorn auf die Schüler gerichtet. Dem nicht genug. Die Predigt geht weiter: „Ich kann´s nicht mehr hören! Jedes Jahr das Gleiche! Immer wieder dieselben fadenscheinigen Ausreden!  Jetzt bin ich schon über 30 Jahre Lehrer an dieser Schule. Immer wieder derselbe Kreislauf – die Schüler kommen und haben keinen Tau – was jetzt ja auch nicht schlimm ist, dazu ist Schule ja da – sie lernen Lesen, Schreiben, Rechnen und gleichzeitig entwickeln sie auch Strategien: „Welche Ausrede passt am besten zu welchem Lehrer.“ Ich habe es satt! Ich könnt ein Buch darüber schreiben. Eines sage ich euch: „Wer mir noch einmal mit einer Ausrede kommt, der hat automatisch eine „Fünf“ im Zeugnis.“  Herrn Müller´s Predigt war zu Ende.
Wir Schüler saßen im Klassenzimmer. Mucksmäuschen still. Lautes Atmen war schon ein angsteinflößendes Geräusch, das jeder von uns tunlichst vermied.
Ich war einer von den 35 Schülern, die damals mit solchen Methoden unterrichtet wurden. Instinktiv spürte ich, großen Widerstand und gleichzeitig konnte ich zu diesem Menschen, der mir etwas beibringen sollte,  nicht mehr respektvoll aufschauen. 
                                                                 
Immer wieder ging ich zu dieser Zeit zu meinem Großvater, um ihn um Rat zu bitten oder mich einfach auszuheulen. Er hatte immer ein offenes Ohr für mich, auch wenn er sehr viel zu tun hatte, die Zeit mit mir und  war ihm wichtig. Er konnte so herrlich erklären, er konnte schwierige Themen, wie Physik in wundervolle, inspirierende Geschichten verpacken, so dass ich es bis heute noch weiß. Auch für persönliche Themen hatte er immer Geschichten parat.
Ich kann mich noch gut an die Geschichte erinnern, die er mir erzählte als ich ihm von der Standpauke unseres Lehrers Müller erzählte.

 Seine Geschichte: „Stell dir mal alles vor: Alles was dir wichtig ist: in deinem Leben, in der Schule usw. Gibt jeder Wichtigkeit eine passende Form, Farbe und Größe. Und nun stellst du dir vor, du nimmst sie als Begleiter mit zu Schule. Wie viele Begleiter hast du schon? Während du nachdenkst kann es sein, das noch weitere Begleiter dazu kommen. Stimmt´s?“ Ich nickte.
„Nun“ mein Großvater weiter: „Jetzt lassen wir die Wichtigkeiten mal handeln. Da sind Wichtigkeiten dabei, die in der Natur sein wollen, andere wollen lieber „chillen“ andere wollen etwas Essen, oder lieber Rad fahren. Jede Wichtigkeit ist sich selber sehr wichtig und möchte immer die Erste sein und um das zu erreichen wenden sie die unterschiedlichsten Strategien an. Indem sie laut schreien, weinen oder auch mit „psychologischer Kriegsführung“. Alle Mittel sind recht. Es würde ständig nur Chaos geben, wenn da nicht der „gute Geist“ für Ordnung sorgen würde. Der gute Geist ist zuständig dafür, dass alle Wichtigkeiten zur richtigen Zeit, am richtigen Ort ihre Aufgaben erfüllen dürfen. Welche Wichtigkeit also an die erste Stelle rücken darf. Manchmal ist eine Wichtigkeit länger auf Platz eins, manchmal auch recht kurz. Recht dynamisch soll es sein, denn das Leben ist auch dynamisch. Jede Wichtigkeit soll sich wohl fühlen und ihrer Bestimmung gemäß nützlich sein.  Immer wieder mal ruft der „Gute Geist“  die Wertigkeiten zusammen, zu einer Art „Konferenz“, um  klar zu kriegen, welche Wichtigkeiten da sind und auch den Nutzen hinterfragt der „Gute Geist“. So kommt es häufig vor, dass die eine oder andere Wichtigkeit ihren Dienst geleistet hat und in eine andere Welt geschickt werden kann, dort wo sie ihren Nutzen voll ausleben kann und Freude erleben kann. So ist der „Gute Geist“ immer damit beschäftigt, sich um seine „Schäfchen“ zu kümmern. Ihnen Struktur und Bewegung zu geben.“

Mein Großvater blieb noch einige Sekunden in seinen Gedanken und sagte dann zu mir: „Ja, so ist das mit den Wichtigkeiten und wenn euer Lehrer sagt: „Keine Zeit! - ist nur eine Ausrede“ so hat er insofern recht, weil  der Wert „Hausaufgaben“ bei den Schülern  nicht an erster oder an vorderer Stelle steht. Alles andere ist grad wichtiger, auch wenn der Verstand sagt: „Du solltest ….“. So gewinnt doch meistens das grad Wichtigste, was das auch immer ist.“

Wie immer nach solchen Gesprächen mit meinem Großvater, ging ich nachdenklich nach Hause. Oft verstand ich die Botschaft erst viel später. Dieses Mal war es mir klar. Er hatte wieder einmal recht. Ich werde zu Hause meine Wertehierarchie neu ordnen und auch meinen Schulkollegen werde ich diese Geschichte erzählen. Ich bin froh und dankbar, dass es meinen Großvater gab.

„Das war vor 35 Jahren. Heute sitze ich vor euch und kann auch euch die Geschichten meines Großvaters erzählen, wie vielen, vielen Schülern vor euch. Und das macht mich glücklich, froh und zufrieden, wenn ein Teil meines Großvaters in euren Geistern weiterleben kann und darf.“ Sagte der Lehrer zu seinen Schülern. 



Lass los!  Sei spontan!
Wie jeden Donnerstag um 9:00 trifft sich die Frauenrunde im örtlichen Kaffeehaus zum Frühstücks-Stammtisch. Manchmal sind mehr dabei, der Höchststand waren zehn Frauen, durchschnittlich sind es fünf. Alle Frauen vom Ort sind eingeladen Teil dieser Runde zu sein.



Rosi, eigentlich Rosalinde, war die erste heute. Rosi ist eine aufgeweckte, fröhliche Person, mit öfters einem Scherz auf den Lippen. Bevor sie noch richtig ihren Platz eingenommen hatte, kommen auch Brigitte und Susanne und setzen sich dazu. Susanne ganz quirlig: „Ahh, ich freue mich schon jede Woche aufs Neue, wenn ich zu unserem Frühstück kommen kann  Haben wir heute ein Thema? Was war den bei euch die letzte Woche los?“  „Typisch Susanne!  Rosi lächelt während sie das sagt. Susanne ist bekannt für ihr Tempo und ihre etwas chaotische Art.   „ich hab letzten Freitag, einen sehr interessanten Vortrag über „Loslassen“ gehört. Davon könnt ich euch erzählen!?“ Susanne weiter.



Rosi: „Ja, schau ma mal! Warten wir bis alle da sind, dann entscheiden wir, oder?“  „Ja, ja,  klar, ich wollte nur schon ankündigen, dass ich heute etwas sehr Interessantes habe. Die Bilder und Eindrücke sind noch sehr präsent vor mir. Einiges hab ich auch schon  ausprobiert und es war sehr hilfreich.“  

Brigitte interessiert nickend: „ Ja, das kenn ich, ich hab mich auch schon mit dem Thema: „Loslassen“ beschäftigt. Oft höre ich von meinen Freunden: „Du musst loslassen.“  Nur wie das geht, wie ich das mache hat mir noch niemand erzählt. Für mich klingt das so, wie „Sei spontan! Sei neugierig!“ Oder noch besser: „Sei kreativ!“  Ich kann damit nichts anfangen, ich brauch immer noch ein paar Ideen dazu oder  Anleitungen sind überhaupt super für mich. Also bin ich schon gespannt, war du erzählst. So können wir unsere Erfahrungen austauschen.“



Während der Kellner, den bestellten Tee und Kaffee bringt, unterhalten sich die drei Damen schon angestrengt.  Rosi ist quasi eine „Fixstarterin“ beim Frühstücksstammtisch, sie übernimmt auch gerne mal das Kommando:  „Also, was sagst ihr? Es schaut so aus als ob wir komplett wären, hören wir uns an was Susanne in ihrem Vortrag erlebt und gehört hat, oder?“ Die quirlige Susanne ist gleich Feuer und Flamme, ihre Augen glänzen vor Freude und Begeisterung und sie legt schon los: „Ja, wie bin ich zu diesem Vortrag gekommen?“  - kurze Nachdenkpause - „ich weiß schon, es war ein Zufall. Im Büro hat mich meine Arbeitskollegin angesprochen, ob ich  mitgehen möchte, weil sie nicht gern allein ist. Gesagt getan, für Neues bin ich immer zu haben,  ganz spontan habe ich mich entschieden – obwohl das sonst nicht so meine Art ist“  ein breites, selbstironisches Lächeln überzieht ihr ganzes Gesicht

„Der Vortrag stand unter dem Motto:  „Die Kunst des Loslassens ist das Erkennen etwas Gehen zu lassen, deren Zeit noch nicht gekommen ist oder deren Zeit schon vorbei ist und sich voller Vertrauen dem „JETZT“ widmen.“  Wie Marc Aurel es schon wusste:  „Man muss mit seinen Gedanken nur bei dem sein, was gerade jetzt zu tun ist“  so der Vortragende. Er  erzählte uns, von den sechs Schritten des Loslassens und zwar

1.     Akzeptieren,  das was ist

2.    Urteilen weglassen

3.    Weg zum Ziel, dem Leben Regie führen lassen

4.    Kampf, weglassen, d.h. das Ziel oder einen Zustand mit Kampf  
        erreichen wollen

5.    Konzentration auf das Ziel weglassen

6.    Vertrauen leben 

Der Schritt eins erschien mir am Leichtesten.   „Akzeptieren, das was ist“  Da sag ich einfach: „Ok, das ist so! Ok, ich bin zu dünn; Ok, ich bin JETZT zu dünn oder  OK, der Job gefällt mir JETZT nicht oder OK, ich habe JETZT keine Lösung oder Idee. Für mich fühlt sich das einfach gut an. Es nimmt mir schon mal einen großen Druck weg und ich kann entspannter nach Ideen, Lösungen suchen. Denn erledigt ist das Thema natürlich nicht, es ist ein erster Schritt.  Wir haben auch ein Spiel dazu gemacht. Interessiert es euch?“  Brigitte und  Rosi nicken zustimmend, beide sind mit voller Aufmerksamkeit bei Susannes Erzählungen. Rosi denkt: „Ja, begeistern und vortragen kann sie wirklich gut.“  Und lächelt dabei.



„Das Spiel geht so“ fährt Susanne in ihrer temperamentvollen und  begeisternden Art fort: 
„Zuerst sollten wir uns etwas überlegen, was wir loslassen möchten. Dieses Thema/Situation haben wir auf einen Zettel geschrieben und ihn vor uns, in angemessener Entfernung  hingelegt, einige Male durchgelesen und anschließend den Satz gesagt: „OK, es ist so, dass ich JETZT  ….  Mein Thema   .   Die Betonung liegt auf dem Jetzt. Diesen Satz wirken lassen.  
Der nächste Schritt war: Ich stell mir vor, dass ich das Thema schon losgelassen habe und frage mich:  Was würde von dort beginnen?



Für den Anfang hat er uns empfohlen, den Satz mehrmals laut oder leise vorzusagen und gleichzeitig auf das Körpergefühl achten.  

Wenn wir diesen Schritt gut gegangen sind, sind die nächsten Schritte frei von Druck, unser Blick ist weiter, wir sind entspannter und was ganz wichtig ist – sagt er – es ist Bewegung. Denn durch das akzeptieren ist Bewegung in die Sache gekommen und ich halte nicht mehr fest. Festhalten ist Stillstand. Stillstand ist das Gegenteil von Bewegung und ohne Bewegung gibt es kein Gehen, kein weiterkommen.“  Susanne macht mal eine Pause und schaut ihre Freundinnen neugierig an: „Ist das verständlich? Könnt ihr das nachvollziehen?“  Brigitte antwortet spontan: „Ja, natürlich, gefällt mir sehr und klingt gut und leicht nachvollziehbar. Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren. Du weißt ja, dass ich mich mit dem Thema schon einige Male auseinandergesetzt habe. Bei deinen Ausführungen war wieder etwas Neues dabei, was für mich wichtig ist.“  „Und für dich Rosi?“ fragt Susanne neugierig. „Ja, weißt du – ich bin da ein bisschen skeptisch. Ich brauch wohl noch ein paar mehr Infos, das ist mir noch zu ungenau. Gleichzeitig überlege ich mir, ob „Loslassen“ überhaupt ein Thema für mich ist. Weiß ich noch nicht. Aber zu etwas ganz anderem. Wie schaut es mit der Zeit bei euch aus? Ich für meinen Teil müsste dann mal weg und schlage vor, dass wir die anderen Punkte vertagen. Denn auch die Schritte zwei bis sechs würden mich auch interessieren. Auch wenn ich noch nicht weiß, ob „Loslassen“ Thema für mich ist.“ Rosi lächelt.
 

 


Warten – erwarten – Erwartungshaltung

„Zufällig – was ist schon zufällig? – habe ich in einem Kaffehaus einem philosophischen Gespräch zuhören müssen!  Wollen? Sollen.   Je nachdem wie ich es sehen will. Rückblickend betrachtet war es sehr interessant und wichtig für mich, weil  diese Gedanken und Ideen gut in meine aktuellen Überlegungen passen.“  
So beginnt das eMail einer Freundin an ihre Freundin. Die beiden sind schon seit der Volksschule die besten Freundinnen, auch wenn sie sich nur sporadisch sehen, so sind sie doch immer in Kontakt, manchmal telefonisch oder so wie jetzt eben schriftlich.

Die beiden haben viele gemeinsame Erfahrungen, in den verschiedensten Lebensbereichen gemacht. Sei es in Beziehungsfragen oder beruflichen Hindernissen oder Freuden. Eben eine ganz besondere Verbindung. Aristoteles hat es sehr treffend formuliert: „Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern.“  Genauso beschreiben auch die beiden ihre Beziehung. Es ist wie so ein unsichtbarer Faden, der sie zusammenhält. Ein Faden der manchmal dünn erscheint ein anderes Mal wieder wie unzertrennlicher Stahl ist.

„Jedenfalls!“ schreibt sie weiter „ich sitze den zwei Menschen schräg gegenüber, während ich meinem weichen Ei den Kopf abschlage, um es anschließend  genüsslich zu verspeisen. Sie reden über das Warten, das Erwarten und die entsprechende Erwartungshaltung dazu. „Weißt du“ erzählt die Eine: „Gestern, bei einem geschäftlichen Gespräch, wurden meine Erwartungen wieder einmal völlig enttäuscht. Anschließend habe ich mich fürchterlich über mich geärgert, weil ich es ja eigentlich schon wissen müsste. Immer wieder passiert es mir, dass meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Dabei habe ich mir schon ausführlich und sehr gründlich Gedanken darüber gemacht wie und wann es Sinn macht Erwartungen zu haben.“  „Und welche sind das?“ fragt die Andere interessiert. „Ich hab für mich klar gemacht, wenn ich etwas erwarte, hat das was mit warten zu tun – klar – die Frage ist worauf warte ich? Warte ich, dass mir das Gegenüber ein bestimmtes Verhalten entgegen bringt oder warte ich, dass mir das Gegenüber Anerkennung, Respekt, Lob, Liebe …. entgegen bringt. Noch weiter gedacht könnte ich sagen oder provokant formuliert: „Ich fordere vom Gegenüber etwas ein, was er vielleicht gar nicht geben kann, aus welchen Gründen auch immer. Ja, und gestern bin ich selber wieder meiner eigenen Erwartungshaltung erlegen und mein Gegenüber hat prompt mit einer massiven Werteverletzung reagiert.  Blöd oder?“ 

Meine liebe Freundin, ich war plötzlich so in meinen eigenen Gedanken verhaftet, dass ich die Antwort des Mannes gar nicht mehr gehört habe. Ich, für meinen Teil, finde es spannend was die beiden aus einem Wort gemacht haben. Und ich kann es sehr gut nachvollziehen. Vom Anderen etwas erwarten wollen, kann sozusagen ein Eigentor werden. Wie ist es dann mit der Erwartungshaltung an sich selber? Diese Frage würde ich gern mit dir „ausphilosophieren“ wenn du Lust hast.  Ich werd inzwischen schon etwas vorausdenken J  Liebe Grüße und bis bald E.



 Das liebe „Tun“
Inmitten einer Großstadt lebt Herr Mutig, er ist Angestellter eines internationalen Großkonzerns. Schon seit einigen Jahren denkt Herr Mutig  über einen Jobwechsel nach, Ideen hat er genug. Er hat alles bis in kleinste durchdacht, was er machen möchte, wie er es machen möchte, warum er es machen möchte. Auch seinen Freunden hat er seine Pläne schon erzählt. Sie sind allerdings schon etwas genervt und gelangweilt, denn immer wieder dasselbe hören ist fad und glauben können sie es schon gar nicht mehr, dass er tatsächlich seine Pläne irgendwann mal umsetzt.

           

Herr Mutig spürt natürlich eine gewisse Distanz seiner Freunde zu diesem Thema. Er beginnt an seinen Plänen zu zweifeln, denn „Wenn meine Freunde nicht mehr an mich glauben, dann wird wohl das Ganze nichts sein“  Er verliert den Glauben zu sich selbst und bleibt Angestellter in der Firma, mit einer großen Portion Wehmut, dass seine Pläne doch nichts sind.



Ein halbes Jahr später, Herr Mutig ist am Weg ins Büro, er kommt  an einem Geschäft vorbei, dass Herz beginnt wie wild zu klopfen, das Adrenalin schießt in seinen Körper. In diesem Geschäft sieht er seine Pläne verwirklicht. Irgendjemand hatte offensichtlich die gleiche Idee und sie in die Tat umgesetzt. Im nächsten Moment steigen Zorn, Neid und Hass gleichzeitig in ihm auf: „Warum hab ich nicht gehandelt? Warum hab ich es nicht getan? Denn, so schlecht kann meine Idee, dann doch nicht gewesen sein.“  Er ist richtig sauer auf sich selbst.

In den nächsten Tagen, nachdem der Druck der Emotionen nachgelassen hat, denkt er angestrengt nach. Immer wieder von vorn bis hinten, von hinten nach vorn. Woran lag es? Er beginnt Selbsterfahrungsbücher zu lesen, beschäftigt sich intensiv mit seinen offenen Fragen.  Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, kommt ihm der rettende Gedanke. „Ich war wohl nicht überzeugt genug, von meinen Plänen. Ich konnt´s mir nicht gut vorstellen, wie es ist, mit meinen Plänen Erfolg zu haben und ich hab auch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um herauszufinden was gut passt und gar nicht passt.“

Augenblicklich verändern sich bei Herrn Mutig die Körperhaltung, die Mimik und die Ausstrahlung. Sein Körper nimmt  eine Brust-raus-Haltung ein, in seinem Gesicht ist ein zartes Lächeln der Freude zu sehen und das Gefühl wird von einer "Ja-ich-hab-die-Antwort-gefunden-Genugtuung" ergriffen. Er ist motiviert. Er ist voller Vorfreude: „Ja, das mach ich jetzt! Ich werde mir das nächste Projekt hernehmen. Gut, dass ich so viele Ideen habe.  

Diesmal werde ich mir das Ziel-Bild so fröhlich, bunt, so überzeugend, wie möglich ausmalen, sodass ich immer motiviert die nächsten Schritte gehen kann.  Wie Ed Moses schon gesagt hat: „In der Niederlage steckt der Sieg“

Und am Weg dahin werde ich ganz genau aufpassen, hinhören und hinschauen. Was gut läuft, das bleibt und was nicht gut läuft, werd ich entweder weglassen oder verändern.“   verspricht sich Herr Mutig selber.






Die Glücksspirale

 „Das Mädchen in der 4 Klasse Unterstufe, hat´s nicht leicht!“ sagen die Lehrer offen im Lehrerzimmer und hinter vorgehaltener Hand, zu Bekannten des Mädchens. „Ja, das stimmt!“ ist die Meinung aller Beteiligten.

Das Mädchen spürt natürlich alle diese Meinungen, Vorurteile, Vorannahmen und ärgert sich darüber, manch mal  ist sie auch traurig. „Ja, meine Eltern sind sehr arm. Ja, ich habe einen Bruder der immer wieder stark negativ auffällt. Ja .. und Ja ….und Ja. Nur, ist das ein Grund mich „so“ zu behandeln? Nein …“  Sie fühlt sich als Mensch nicht wahrgenommen, ihr Image ist geprägt von dem ihres Bruders. Am liebsten würde sie die Schule wechseln, um dem Ganzen zu entgehen. Ihre beste Freundin hat ihr jedoch abgeraten, sie denkt, dass eine neue Schule auch nichts ändern würde, weil sie lediglich der Situation entfliehen würde. Das Mädchen weiß instinktiv, das ihre Freundin recht hat.

Maria ist ihre beste Freundin, obwohl sie um viele Jahre älter ist als sie selbst. Maria hat einen kleinen Blumenladen, den sie mit großer Liebe und Freude betreibt. Als sie in ihr Leben getreten war, war das Mädchen grade mal in der Volksschule. Ihre Mutter hatte immer wieder im Blumenladen ausgeholfen, zum Muttertag oder Valentinstag, manch mal auch wenn Hochzeitsvorbereitungen waren. Zu diesen Gelegenheiten durfte das Mädchen immer wieder mit,  dort hat sie sie lieben und schätzen gelernt. Bei Maria hatte das Mädchen  das Gefühl, dass alles richtig ist, so wie es ist. Das  es gut ist, wenn sie wütend ist, es ist gut, wenn sie traurig ist und es ist gut, wenn sie vor Glück hohe Luftsprünge macht. Mit Maria konnte sie alles besprechen und sie hat immer super Ideen und Ratschläge für sie und auch wenn Maria  mal ratlos war, dann war das auch gut.

„Ja, was soll ich den deiner Meinung nach tun?“ herrscht das Mädchen Maria verzweifelt an. „Ich will das nicht mehr! Ich will lernen, Spaß haben, Freunde finden und und und.“ Das Mädchen ist den Tränen nahe, die Stimme zittert leicht, der Ausdruck in ihrem Gesicht ist eine Mischung aus Zorn, Verzweiflung vermischt mit einer großen Portion Ratlosigkeit.
„Weißt du, wie ich mein Glück gefunden habe?“ fragt Maria „Ich habe auch viele Erfahrungen gemacht, einige davon waren sehr schmerzhaft,  andere wiederum sehr angenehm und wohltuend. Möchtest du hören, wie es dazu gekommen ist?“  „Ja.“  Es war ein Ja, dem schon ein bisschen Hoffnung eingehaucht wurde.
„Also“ beginnt Maria ihre Erzählung. Das Mädchen denkt sich: „Alle wichtigen Dinge beginnen bei Maria immer mit „Also““ sie lächelt.  „Vor Jahren habe ich in einem meiner „gscheiten“ Bücher  eine Formel für die „Glücksspirale“ gelesen. Seit ich nach dieser Formel lebe, ist in mein Leben  Zufriedenheit, Genuss, Freude, eingezogen, bis auf ein paar Ausnahmen.“ „Ja, und was heißt das jetzt für mich? Ich kann damit gar nichts anfangen“ erwidert das Mädchen herausfordernd.  „ Im Grunde ist es ganz einfach: Nehmen wir ein Beispiel aus meinem Leben, dort wo ich begonnen habe, mit dieser Formel zu arbeiten und zwar:   Bei, von mir, ungeliebten Dingen, wie Hausarbeit: Fensterputzen zum Beispiel.
Der erste Schritt: gib dem Fensterputzen einen Sinn:  ich kann wieder klar sehen, es wirkt wieder ordentlich usw.
Der zweite Schritt: Flow: ich interpretiere diesen Begriff für mich so: „In der Sache aufgehen“, wie Kleinkinder beim Spielen und es steckt auch schon das Tun, das Handeln drin.
Der dritte Schritt: die Freude, sie ist schon  die Belohnung, denn die Freude kommt fast von allein. 
Das Gefühl danach ist das Glück von innen, dass mich lachen lässt, dass mich nach vorne schauen lässt, dass mich freundlich zu meinen Umfeld sein lässt und mich einfach glücklich sein lässt.“ 
Die Formel dazu könnte so ausschauen: Sie lautete:  Sinn+Flow+Freude = Glück

Das Mädchen sitzt ganz ruhig da, hört gespannt zu, der Gesichtsausdruck entspannt sich.  Nach einer kurzen Nachdenk-Wirkungspause: „Und was heißt, das jetzt für mich? Kann ich das auch? Es klingt so leicht  und doch kann ich es mir, für mich, noch gar nicht vorstellen.“ Sagt das Mädchen mit vorsichtigem Interesse.
„Wenn du möchtest, üben wir es an einem Beispiel von dir. Wenn ich das richtig verstanden habe, möchtest du dein Image verändern. Stimmt das? Möchtest du das?“ fragt Maria freundlich.
Das Mädchen motiviert: „Ja, sehr gerne.“


Das hat so viel Geld gekostet!
Teil I
Frau Ludwig lebt in einer Kleinstadt in einem kleinen Haus, in das sie vor 30 Jahren eingezogen ist. In dem sie mit ihrem Mann glücklich war und sie gemeinsam ihre Kinder ins Leben begleitet haben. Vor fünf Jahren ist „ihr“  Rudi, ganz plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben.  Der Schock war  extrem für Frau Ludwig, sie war  monatelang wie ferngesteuert, wie ein Roboter ist sie morgens aufgestanden, hat gegessen und die Sachen gemacht, die sie immer macht. Sie  hat quasi nur funktioniert.
Waren ihre Kinder zu Besuch oder Freunde, hat sie diese kaum wahr genommen. Sie hat die Umwelt nur durch einen Schleier gesehen. Allein!  Alles was sie denken konnte war: „Ich bin allein.“

Nach einigen Wochen oder Monaten, genau kann sie das gar nicht mehr sagen, während sie in ihrem geliebten Garten arbeitete, bemerkt sie, dass sich ihr „Schleier“ plötzlich löst. Sie sieht ganz scharf und klar das Blumenbeet vor ihr. Die vielen gelben, blauen, weißen, rosafarbenen Blüten vor ihr. Es war so bunt und fröhlich, dass ihr förmlich das Herz aufging und ihr die Tränen in die Augen schossen, vor Freude bei diesem Anblick und gleichzeitig unendlicher Traurigkeit. Tränen, die längst überfällig waren, Tränen die geweint werden wollen. Sie kniet nieder und ihr ganzer Körper schüttelte sich vor Trauer, vor Leid. Immer wieder wird ihr Körper von einem Tränenerguss geschüttelt. Sie lässt es einfach passieren, lässt jeder einzelnen Träne ihren Lauf. Nach geraumer Zeit wird es besser, sie bleibt trotzdem noch im Gras liegen, beide Hände ausgebreitet, mit dem Blick in den Himmel, tief atmend lässt sie die Kraft der Natur auf sich wirken. Spürt die Wärme der Sonnenstrahlen, die leichte Brise, die über ihr Gesicht weht, hört die Vögel zwitschern, die Grillen und weit weg auch einen Hund bellen. Sie lässt sich Zeit, mit dem Aufstehen. Auch wenn sie es wollen würde, sie könnte gar nicht, aufstehen. Wie festgeklebt liegt sie in der Wiese und lässt es passieren. Sie hat das Gefühl für Zeit und Raum völlig verloren, ist auch in diesem Moment überhaupt nicht wichtig. Einmal mit geschlossenen Augen, einmal mit offenen Augen liegt sie da, nichts denkend nur fühlend. Sie wird so lange bleiben bis ein innerer Impuls sagt: „Jetzt kannst du aufstehen, jetzt passt´s!“

Nach einer langen, langen Zeit spürt sie einen Impuls sich zu bewegen. Erst nur in die Fingern, sie spürt Gras, und Kälte. Sie hebt die Finger, die Hand und die Arme. Es ist ein Gefühl, als wäre ein neues Leben in den Armen. Ganz langsam setzt sie sich auf, schüttelt auch ihre Füße, ihre Schultern.
Erst jetzt ist es ihr möglich, ihren Blick auf die Umgebung zu lenken. „Ah, das Blumenbeet, genauso bunt und fröhlich, da ist auch noch der neue Komposthaufen, den ich vor einer Woche angelegt habe. Die Wäsche flattert auch im Wind.“ Im Gras sitzend schaut sich Frau Ludwig in allen Richtungen um, erst dann ist es ihr möglich aufzustehen. Noch geht sie langsam. Sie hat das Gefühl in einer neuen Welt zu sein, alles um sie herum ist in einer ganz eigenen Klarheit zu sehen, wie nach einem ausgiebigen, kalten Regen, wo sich die Natur,  uns frisch gewaschen präsentiert. Der Druck in ihrer Brust ist leichter, jetzt spürt sie lediglich den Druck in ihren Augen, die durch die vielen Tränen geschwollen sind.

Teil II
Tage später, nach diesem wunderbaren Erlebnis, der wunderbaren Erleichterung, beginnt für Frau Ludwig quasi ein neues Leben. Sie beginnt wieder am Leben teilzuhaben, d.h. sie hat wieder mehr Freude zu kochen, das Haus in Ordnung zu halten. Erst jetzt bemerkt sie, wie verwahrlost alles ist. Die Fenster sind seit Monaten nicht geputzt, auch in der Küche hat sich überall Schmutz angesammelt, den sie vorher einfach nicht gesehen hat – weggefiltert, würde ihre Freundin sagen. Sie also an Ordnung zu machen, Ordnung war für sie immer schon wichtig. Sie mag es, wenn jedes Ding auf seinem Platz ist, auch wenn hin und wieder mal alles durcheinander geraten darf. Immer wieder, während dieser Arbeiten, begegnen ihr Sachen vom Rudi, gleich gibt es ihr einen Stich in Herz. „Er ist nicht mehr da! Ich bin jetzt allein!“ die Tränen beginnen zu kullern, anders als im Garten. Viel leichter, viel ruhiger, wie ein langsames ruhiges Bächlein fließen sie die Wangen hinunter. Die großen Emotionen sind draußen. Sie lässt die Sachen ihres Ehemannes, da wo sie waren.

Einige Monate später, Frau Ludwig hat ihrem Leben eine neue Orientierung gegeben, sie hat gelernt mit dem großen Verlust umzugehen, hat „ihrem“ Rudi einen fixen Platz in ihrem Herzen gegeben, den Platz wo er immer präsent sein kann, immer wenn sie das möchte, kann sie ihn spüren.
Jedenfalls hat sie fast ihre alte Aktivität zurückbekommen. Besonders wichtig ist ihr der Austausch mit ihren Freundinnen und ihr neues Projekt, die Arbeit mit Kindern. „Kinder ins Leben begleiten“, hat sie es genannt. Es ist ein Projekt, das know how, Unterstützung und Beratung für Eltern, Lehrer, und auch Omas anbietet. Ganz locker, im Rahmen eines gemütlichen Zusammensein.

Einmal bei einem dieser Treffen, fragt sie die Nachbarin: „Was machst du eigentlich mit den Sachen  deines Mannes? Hast du sie schon weggegeben?“  Frau Ludwig fühlt in ihre alte Welt zurück gebiemt. Sie kann im ersten Moment gar nichts sagen. „Ja.. Nein… ich weiß nicht … Eigentlich sind alle noch da. Immer wieder nehm ich ein Stück in die Hand, um es wegzugeben, dann höre ich ihn sagen: „Das hat so viel Geld gekostet, das können wir nicht weggeben, es ist zu schade.“ Dann stell ich es wieder hin und lasse es. Ein Teil von mir will es weggeben, ein anderer Teil schreit: „Nein, du kannst doch Rudi seine Sachen nicht weg schmeißen!“. Das bringt mich immer wieder ins schwanken, schlussendlich entscheide ich mich die Dinge da zu lassen. Obwohl ich den Platz  schon gut brauchen könnte.“
Die Nachbarin fragt weiter: „Was könnte dir denn helfen?“  „Ach, ich weiß auch nicht, eine Erlaubnis vielleicht, dass ich es weggeben darf. Nur er ist ja nicht mehr da – und wenn er da wäre, gäbe er die Erlaubnis nie. Das ist ja der Grund warum wir so viel Sachen hier herum stehen haben. In den Keller mag ich erst  gar nicht gehen, der ist bis oben hin mit Holz, Werkzeug, Eisenstangen und viele Dinge mehr.  Nur ich kann´s einfach nicht, die Sachen rauszuschmeißen – ich komme mir wie eine Verräterin vor.“  „Soll ich dir helfen?“ fragt die Nachbarin. „Ja, sehr gerne. …. Nur möchte ich vorher noch meinen inneren Zustand klar kriegen, dass es mir dann auch leicht fällt.“

Immer wieder beschäftigt Frau Ludwig der eine Gedanke: „Erlaubnis holen – wie soll denn das gehen?“  In einem langen inneren Dialog denkt sie die Fragen: „Wie soll das gehen? Was passiert, wenn ich es einfach mache? Kann ich mir eine Erlaubnis holen, oder brauche ich überhaupt eine Erlaubnis? Wo ist die rettende Idee?“  durch.
Sie geht ihren gewohnten Alltags-Tätigkeiten nach, Haus in Ordnung halten, Freunde treffen, Projektvorbereitungen. Plötzlich, schießt eine Idee, wie ein Blitz in ihren Kopf, ähnlich wie bei „Wickie und die starken Männer, wenn Wickie die zündende Idee gekommen ist: „Mein Rudi hat den fixen Platz in meinem Herzen, wo ich immer in Verbindung bin und bleiben kann. Die materiellen Sachen, sind nur der äußere Ausdruck für sein Erden-Dasein. Der Platz im Herzen braucht nichts Materielles.“  In ihrem ganzen Körper kann sie die Richtigkeit dieser Gedanken spüren. Es ist ein Gefühl der Befreiung und gleichzeitig eine noch tiefere, fest Verbindung zu ihrem verstorbenen Ehemann. „Ja, so mach ich das!“ sagt sie laut zu ihr selber.

Und wie es die Natur von Frau Ludwig ist, setzt sie gleich die ersten Taten, indem sie sich gleich einen Teil der Wohnung hernimmt, den Teil, wo sie sich schon seit längerem Platz wünscht. Sie inspiziert die Sachen: Da ist die Schallplatten von Rudi, er hat sie nie gespielt. Sie nimmt sie und gibt sie draußen im Vorzimmer in die vorbereitete Schachtel. Ein seltsames Gefühl. Es sind die ersten Dinge von Rudi, die sie weggibt. Sie muss sich hinsetzen, betrachtet den Platz, wo die Schallplatten standen – leer. Sie geht zu dem Platz in ihrem Herzen, der ihrem Mann gehört: „Ja, die Verbindung ist da, gut – es funktioniert.“ 
Das war bei den ersten Dingen so, nach ganz kurzer Zeit hat Frau Ludwig es geschafft, sich auch von dem Rest der Sachen, die ihrem Mann gehörten zu befreien. Anfangs ging es noch etwas holprig und irgendwann ging es ganz leicht, wohl auch deswegen, weil sie die Wirkung spürte. Sie hat mehr Platz, sie spürt eine Leichtigkeit, als ob ein riesiger Ballast von ihren Schulter abfallen würde. „Phuuuu!“ immer wieder atmet sie kräftig durch, auch in ihren Lungen scheint plötzlich mehr Platz zu sein.

Fortsetzung folgt ……



 Frau Mausig     Teil I

In einem Büro, einer großen Versicherungsgesellschaft, arbeiten an die 14 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Manchmal mehr und manchmal weniger, die Fluktuation ist sehr groß. Kaum hat sich eine kleine Gruppe angefreundet und arbeitet gut zusammen, ist es auch schon wieder vorbei. Frau Mausig beobachtet diese Dynamik schon seit geraumer Zeit. Sie ist die Dienstälteste. Sie will gar nicht darüber nachdenken, aber sie ist schon 25 Jahre in der Firma: „25 Jahre, ein halbes Jahrhundert, sagt sie immer wieder zu ihren Freundinnen. Kaum ein Mensch ist heute noch so lange bei ein und derselben Firma.“



Jedenfalls hat Frau Mausig irgendwann in den letzten Wochen beschlossen der „Sache“ auf den Grund zu gehen, die Dynamik zu enträtseln, denn die Stimmung unter den Mitarbeitern leidet ziemlich. „Immer missgelaunte, einsilbige Kollegen um mich herum kann ich auf Dauer nicht aushalten.“ Das verspricht  Frau Mausig sich selbst. Sie ist im Grund ihrer Seele eine „Lachwurzn“ und denkt an Zeiten in diesem Büro, wo  die ganze Mannschaft gemeinsam zum Heurigen gegangen ist oder eine Radtour gemacht hat und dabei immer mächtigen Spaß hatten. Es war auch die Zeit, wo Motivation oder Mobbing gar kein Thema war. Alle hatten zusammengehalten, wenn mal was schief gelaufen ist.



„Was ist passiert? Wann hat sich das verändert? Was kann ich tun, um wieder gute Stimmung ins Büro zu bringen?“  Frau Mausig erinnert sich an einen Tipp, den sie mal gehört oder gelesen hat, sie weiß es nicht mehr so genau. „Wenn du Menschen begegnest: schau dein Gegenüber an und erkenne, dass Schöne und Gute an ihm an ihr und sprich es aus. Nimm auch wahr, was du siehst, hörst und spürst. Sind es Gefühle, wie Ärger, Zorn, Trauer … finde die Antwort in dir. (Was macht mich ärgerlich, zornig, traurig?)“    „Ja, das mach ich, das probiere ich aus, das kann ein erster Schritt sein!“ Frau Mausig freut sich etwas tun zu können.



Fortsetzung folgt  …….






Das freundliche Nein!

Die Kinder, ein Junge und ein Mädchen, toben in der Wohnung. So richtiges toben: mit schreien, quietschen, Türen schlagen, Sessel in den Weg werfen, lachen, in allen Variationen: vom spöttischen bis zum echten.

Plötzlich, wie aus dem Nichts steht die Mutter in der Tür, ganz ruhig in der Körperhaltung und auch ihr Gesicht wirkt ganz.  Der Junge, Thomas, bleibt abrupt stehen, zwei Sekunden später Luise, die ihren Lauf nicht mehr rechtzeitig stoppen kann und auf Thomas drauf klatscht. Beide schauen nun ihre Mutter fragend und  irritiert an. Die Mutter sagt: „Nein, mir wird es zu laut und zu wild, ich habe Sorge, dass etwas bei eurem Spiel kaputt geht. Jetzt ist es genug.“  Ganz freundlich, ruhig und doch ist in der Tonalität, wie sie es sagt, etwas Bestimmendes drin, das den Ernst der Lage deutlich macht. Die beiden hören auf.

Noch länger schwingt dieses „nein“ in den Ohren der Geschwister. Es ist ein nein, das die gleiche Schwingung hat wie: „Gut, dass du das gemacht hast. Oder: Kannst du mir bitte …. bringen.“
Es ist neu für die Beiden. Erst nachdem ihre Mutter ein Seminar für Kommunikation besucht hat, ist sie „so“ drauf. In diesem Punkt sind sich die Kinder einig: Seit diesem Seminar ist was anders mit ihrer Mutter und sie wissen noch nicht, wie und wo sie dieses „anders“ einordnen sollen.

Früher war alles klar. Wenn die Geschwister mal getobt hatten oder sich auch um etwas stritten. Hatte die Mutter sehr lautstark in Zimmer gebrüllt und die Kinder wussten, jetzt haben wir die Grenze erreicht.  Gleichzeitig konnten sie auch noch Beschwerden und Schuldzuweisungen loswerden, weil es ja immer die anderen sind, die Schuld sind. So lange bis die Mutter völlig entnervt das Zimmer verließ.

Luise jedenfalls ist neugierig geworden, warum dieses freundliche Nein so eine Wirkung hat und beginnt damit zu experimentieren, gleich in der Praxis. Als erste Testperson kommt nur Thomas in Frage, wer sonst.  In den nächsten Stunden ist Luise damit beschäftigt,  zu allem was er sagt und tut, mit nein zu antworten. Mal ein hartes, mal ein zorniges, sehr häufig dieses neue freundliche Nein. Schon bald kann sie die Qualität dieses freundlichen Neins spüren und die Wirkung auf das Gegenüber erkennen. Sie beschließt es noch weiter zu üben an anderen Testpersonen und Thomas ist „entlassen“.



Mama, warum bin ich eigentlich da?


Anika ist heute 14 Jahre alt geworden. Schon seit einigen Tagen, wenn nicht schon Wochen sucht sie nach Antworten auf viele Warum´s. „Warum muss ich lernen?“ Zugegeben, im ersten Moment eine Frage, die sehr schnell eine Antwort findet. Nur für Anika nicht. Sie vergleicht verschiedene Kulturen: die einen sind voll auf Bildung aus, die anderen haben gar keine Bildung (was wir halt so von Bildung verstehen). „Ja, Bildung schafft Möglichkeiten. Wenn, du mal richtig gut Geld verdienen möchtest, dann brauchst du Bildung. Bildung ist Macht.“ All diese Sätze hört sie immer wieder von den Erwachsenen, aber ….  „Ist es das, worauf es im Leben ankommt? Richtig viel Geld verdienen! Viele Möglichkeiten zu haben!  Macht zu haben!“ In ihrem Kopf geht es ziemlich rund. Noch hat sie keine stimmigen Antworten erhalten.
Sie geht zu ihrer Mutter in die Küche, diese ist mitten im herstellen eines selbstgemachten Tomatenketchups. Da stehen riesige Töpfe mit noch ungekochten Tomaten, welche mit Tomaten, die zum Abschälen bereit sind, und Schüsseln mit schon pürierten Tomaten. Als Anika in die Küche kommt sieht sie nur rot.  Im wahrsten Sinn des Wortes.

„Hallo Mama, darf ich dich mal was fragen?“  „Ja, natürlich! Was hast du denn auf dem Herzen?“ Ihre Mutter erkennt schon an der Tonalität ihrer Tochter, dass jetzt, für Anika, eine sehr wichtige Frage kommt, die auch keinen Aufschub duldet. „Magst dich zu mir setzten und mir helfen?“ Anika verzieht das Gesicht, der linke Mundwinkel verschiebt sich soweit nach unten und der rechte soweit nach oben, man könnte fast meinen der Mund steht nicht mehr waagrecht sondern senkrecht. „Alles klar!“  antwortet die Mutter sofort.  „Was ist es denn?“

Anika braucht noch einige Minuten, zum Nachdenken: „Mama, warum bin ich eigentlich da?“
Die Mutter arbeitet ruhig weiter und lässt die Frage auf sich wirken. „Warum bin ich eigentlich da? Lass mich mal kurz nachdenken. Ich weiß noch, ich habe mir die Frage auch vor langer Zeit gestellt, weil ich in dieser Zeit keine Motivation finden konnte, warum ich überhaupt irgendwas tun sollte. Soll ich eine Familie gründen und Kinder haben, soll ich einen guten Job haben und Karriere machen, soll  die Welt bereisen und andere Kulturen kennenlernen? Auf all diese Fragen bekam ich ein halbherziges Ja als Antwort, von mir. Es befriedigte mich nicht. Irgendwann hab ich mich dann auch gefragt: „Was will ich denn, was macht mir denn Freude, womit bin ich den glücklich.  Die Frage womit und wie bin ich den glücklich brachten mich dann weiter. Mit „den“ Antworten spürte ich sofort im ganzen Körper, mein spezielles Gefühl für Glück und Zufriedenheit. Daran hab ich mich dann gehalten und meinen Weg des Glücks gegangen, der mir bis heute noch meine „Warum´s“ beantwortet.
Irgendwann später habe ich den Ausspruch von Friedrich Nietsche gelesen:  „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes wie.“  Daran halte ich mich.  Hilft dir das Anika?“

Anika hat sehr aufmerksam zugehört: „Phaa, ein bisschen viel, ich weiß nicht, ob ich das alles verstanden habe.  Ich denk mal drüber nach.“   Ohne ein weiteres Wort steht sie auf und geht raus in den Garten, setzt sich auf die Schaukel, so wie sie es immer macht, wenn sie am Denken ist.







Geben und Nehmen, Teil I
„Hallo Susi, schön, dass wir uns hier wieder treffen. Ich freue mich jede Woche auf unser Frühstück. Es war wirklich eine tolle Idee von dir“  „Ja, ich freue mich auch sehr, dass wir es Woche um Woche schaffen uns zu treffen. Abseits vom allgemeinen Alltagsleben. Grüß dich liebe Karin! Wie geht´s dir denn? Alles im grünen Bereich?“  Susi umarmt Karin, wie immer bei ihren wöchentlichen Treffen.

Beide nehmen Platz, beim vorreservierten Platz, in einem seeeehr gemütlichen Altwiener Kaffeehaus. Die Kellnerin weiß schon Bescheid, es genügt lediglich ein leichtes Kopfnicken und das gewünschte wird sofort serviert. Im Raum selber ist es sehr ruhig, einzelne Gespräche anderer Gäste dringen nur ganz gedämpft zum Tisch der beiden.



„Na, was hat sich denn getan letzte Woche bei dir?“ Fragt Susi, während sie ihre Vollkornweckerl mit Butter bestreicht, um anschließend noch Schnittlauch drauf zu geben. Karin ist heute nicht so gut drauf wie gewohnt.  Sie wirkt nervös, etwas fahrig und unkonzentriert. Susi hat diese Veränderung schon wahrgenommen. Karin schien  schon auf die Frage bzw. auf die Gelegenheit gewartet zu haben, denn mit einem Wortschwall bricht es aus ihr heraus. „Susi!  Vorgestern eröffnet mir mein Mann, dass er „so“ nicht weitermachen möchte und er überlegt sich, wenn sich nichts ändert, auszuziehen. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Mir war überhaupt nicht klar, und ist es auch heute nicht, was ihn dazu veranlasst. Ich hatte immer den Eindruck es ist eh alles in Ordnung. Wir haben ein schönes Haus, zwei tolle Kinder, die berufliche Situation ist auch in Ordnung, deshalb überrascht es mich umso mehr, dass er plötzlich ausziehen will. Ich mach doch alles für die Familie. Ich koche, führe den Haushalt. Schaue, dass es der Familie an nichts fehlt. Gehe extra noch halbtags arbeiten, damit wir es finanziell noch leichter haben. Ich gebe alles!  Alles für die Familie.“  Die Tränen rollen ihr übers Gesicht.  „Was hab ich falsch gemacht? Hab ich was falsch gemacht? Was ist passiert? All diese Fragen schwirren in meinem Kopf herum.“ 

Susi ist ebenfalls betroffen. Wortlos sitzen beide einige Minuten, lassen die Stille auf sich wirken. „Phaa, Karin, jetzt bin ich platt. Das ist wirklich ein Botschaft, die mich ebenfalls erschüttert und weiß gar nicht was ich sagen soll. Wie ich dir helfen könnte, wenn du das möchtest.“  Beide sitzen wieder still. Für Karin wird die Situation insofern etwas leichter, weil sie mal drüber reden konnte. All die vielen Gedanken, die in den letzten beiden Tagen wirr in ihrem Kopf herumgeisterten und sie auch nachts nicht schlafen ließ.  Immer wieder sucht sie die Schuld bei ihr, dann wieder bei ihrem Mann. Letztendlich waren keine Antworten zu finden.

Nach einer fünfminütigen Pause sagt Susi: „Weißt du Karin, ich kann dir jetzt wirklich keinen Rat geben. Wenn ich jedoch auf meinen Impuls höre, wäre die Idee die, dass eventuell der Ausgleich von Geben und Nehmen etwas in Schieflage geraten ist. Du bist die Geberin, du tust alles für die Familie, kümmerst dich um den Haushalt, das Essen, die Kleider, gehst extra noch arbeiten.

In einem Seminar hab ich mal gehört, da ging es auch um Geben und Nehmen, dass der Ausgleich ein ganz wichtiger ist. Ist Geben und Nehmen aus dem Gleichgewicht geraten, dann muss einer das Feld räumen, meistens der Nehmer, weil er keine Chance mehr sieht je wieder einen guten Ausgleich bzw. die Waage ins richtige Lot bringen.

Geben und Nehmen  Teil  II

Vielleicht ist es auch bei euch so, vielleicht sieht dein Mann keine Möglichkeit sich in die Familie einzubringen und will/muss deshalb gehen?“

Karin hört wortlos zu.  „Ja, vielleicht ist es wirklich so. Ich denk drüber nach. Vielleicht mache ich wirklich  zu viel. Vielleicht  möchte  Erich, sich mehr einbringen und kann es nicht, weil ich ja alles erledige und organisiere. Vielleicht…  Vielleicht ….“  Bei Karin überschlagen sich die neuen Gedanken.

Ja, ich werde mit Erich reden. Danke!“ 

Beide sitzen noch einige Zeit still.  Die Stimmung war etwas ruhiger, entspannter geworden. Dennoch ist eine spürbar, dass die Gedenken der Beiden  im Dauerlauf unterwegs sind.



Am Abend, als Karin wie gewohnt für Essen und anschließend für eine saubere Küche sorgt, sieht sie ihren Mann am Sofa sitzen. Gemütlich mit einem Glas Wein sitzt er vor dem Fernseher und schaut sich die Nachrichten und später wahrscheinlich einen Film an. Wie immer, alles ist wie immer. Fast regungslos sitzt er da, als ob das Gespräch heute Morgen gar nicht stattgefunden hätte. „Wieder bin ich es, die initiativ werden muss!“ Karin ist leicht  zornig. „Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich in der Rolle der Organisierenden bin. Weil sonst die Dinge nicht passieren.“ Karin denkt an das Frühstück mit Susi. Es hat ihr sehr gut getan mit jemanden zu reden, den Schock, den Stress von der Seele reden. Der Gedanke von Susi, dass die Geben-Nehmen-Waage aus dem Gleichgewicht geraten ist, lässt sie nicht mehr locker. Instinktiv spürt sie, dass da wahrscheinlich was dran ist.

„Nur, wie kann ich das wieder ins richtige Lot bringen?  Wo fange ich da an? Bin ich es, die das Gespräch suchen soll?“  Karin, ihre Gedanken spielen wieder Autobahn, schnell und alle in eine Richtung.  „Ach was, ich brauch das Gespräch!“ im selben Moment, als der Entschluss gefasst ist, geht sie auch schon los – in Richtung Wohnzimmer – in Richtung: Mann.



„Ich sehe dich grad gemütlich, bei einem Glas Wein sitzen und fernsehen, Robert. Mir wäre es wichtig über das heutige Gespräch zu reden. Passt es dir jetzt?“ Karin ist ganz ruhig und gefasst, während sie die Einladung zum Gespräch ausspricht. Robert sichtlich nervös: „Was sollen wir denn da noch reden? Ich hab gesagt, dass ich so nicht weitermachen will! Fertig!“ Sehr patzig, nervös und gereizt kam die Antwort ihres Mannes.  Karin spürt, wie der Ärger hoch steigt, die klaren Gedanken verschwinden und hört sich in der gleichen Tonalität antworten: „Ja, was heißt das jetzt für mich? Was meinst du mit „So“, ich kann damit nichts anfangen. ……….“ Karin steigert sich in einen Wortschwall der voller Schuldzuweisungen ist und der sie auch immer lauter bis schrill werden lässt.

Robert hingegen, sitzt da als ob ihn das alles gar nichts angeht. Teilnahmslos lässt er die Vorwürfe, Schuldzuweisungen seiner Frau über sich ergehen. Als bei Karin der Ärger raus ist, nimmt sie, die Teilnahmslosigkeit von Robert wahr, erkennt die Aussichtslosigkeit und verlässt wütend das Zimmer, nicht ohne die Tür, mit einem lauten Knall,  ins Schloss fallen zu lassen.  
Fortsetzung folgt ...




Zufriedenheit  

Herr und Frau Mensch leben mit ihren zwei Kindern am Rande der Großstadt.  Mr. Mensch sieht seine Aufgabe darin,  dass er Geld verdient, damit seine Familie gut versorgt ist.

Mit dem Job, den er sich ausgesucht hat ist es auch leicht möglich.  In ruhigen Momenten, zurückgelehnt im Sofa sitzend, betrachtet er seine Familie und sagt zu sich: „Ja, ich habe eine tolle Familie! Ich sehe es geht ihnen gut. Die beiden Kinder sind glücklich, spielen im Garten und haben Freude an dem was sie gerade tun. Auch meiner Frau sehe ich an, dass sie glücklich ist. Sie bestätigt es mir auch immer wieder, wie schön es ist, mit mir zusammenzuleben und  dass ich gut für sie und die Kinder sorge, sodass es ihr auch leicht fällt, sich um uns zu sorgen. „



Das war vor einigen Jahren. Ja, vor ca. zehn Jahren hatte Herr Mensch diese Gedanken. Er war glücklich, er ging gerne zur Arbeit und er ging gerne wieder nach Hause.

Was ist passiert in diesen zehn Jahren?

Auf diese Frage wusste er nicht sofort eine Antwort. Was er jedenfalls wusste war, dass er nicht mehr gerne zur Arbeit ging, er, bevor er nach Hause geht, noch einen „Abstecher“ in sein Stammlokal macht, damit er es zu Hause „aushält“. 

Was ist passiert? Dass er mit seiner Frau und seinen Kindern kaum noch ein Wort wechselt.

Was ist passiert? „Ich hab sie doch geliebt, ich hatte doch Freude an dem was ich tat und an meiner Familie.“   „Mein Körper ist schwach, ich fühle mich ausgelaugt, es kostet mir Kraft in die Arbeit zu gehen, meinen Kindern zuzuhören.       Ich muss was ändern!“   sagt er zu sich selber.



„Ja, leichter gesagt als getan“ sind gleich die nächsten Gedanken. „Wer kann mir da helfen? Brauche ich wirklich Hilfe oder krieg ich das auch allein hin? Wenn ich jemanden Bitte, mir zu helfen, wer ist der oder die Richtige? Fragen über Fragen, ich bin ja ganz wirr im Kopf. Eines weiß ich mit Sicherheit, ich möchte, dass wir wieder  als Familie  zusammen lachen, reden, spielen, wieder Beziehung leben.“ Mit diesen Worten geht er in einen neuen Tag, der genauso beginnt wie alle, in den letzten Jahren.

Aufstehen, frühstücken, arbeiten, etwas trinken gehen, nach Hause kommen, schlafen. Alles ist nach außen hin gleich, bis auf einen kleinen Gedanken im Inneren, der Gedanke heißt Veränderung. Er ist so klein und jung und bringt doch ein riesiges Gefühl von Vorfreude, von Glück, von Zufriedenheit.



Herr Mensch beginnt also so seinen Tag, mit aufstehen, frühstücken, geht zur Arbeit wie immer. Seine Stimmung ist hoffnungsvoller, mit diesem Gedanken im Gepäck. Seine Mitarbeiterin erkennt sofort diese Veränderung: „Guten Morgen Chef, sie strahlen heute richtig, was ist passiert?“ Herr Mensch ist überrascht, wie die Veränderung gleich sichtbar ist. Auch sonst hat er heute schon das eine oder andere Lächeln wahrgenommen. „Es tut gut, ja wirklich gut, davon möchte ich mehr.“



Mit diesen kleinen neuen Resonanzen ausgestattet, beginnt sein Arbeitstag. Alles vermeintlich wie immer. Wenn da nicht dieser kleine, neue Gedanke wäre, der unbewusst arbeitet und wirkt. Zum einen, dass Herr Mensch immer wieder von seiner Arbeit aufsieht und kurz in das neue hoffnungsvolle, freudvolle Gefühl reingeht. Beim Mittagessen, die nächste Überraschung. Üblicherweise sitzt er allein beim Essen, er nimmt sich manchmal extra noch Arbeit mit, um diese Zeit auch „sinnvoll“ zu nutzen. Heute auch, ausgestattet mit Unterlagen zu einem komplizierten Projekt, sitzt er da, sein Essen schräg vor ihm. Alles wie immer. Plötzlich, eine warme angenehme Stimme: „Darf ich mich zu ihnen setzen, Herr Mensch?“  Herr Mensch schaut auf, völlig irritiert, weiß im ersten Moment gar nicht wo er ist, weil er  mit seinen Gedanken tief im Projekt drin war.

Einen kurzen Moment später, er nimmt wahr, zu wem die Stimme gehört und auch die Person nimmt Gestalt an: „Ja, bitte sehr, selbstverständlich, Herr Direktor. Es freut mich sehr!“  etwas nervös, weil überraschend und außerhalb des gewohnten Rahmens.



„Wissen Sie, Herr Mensch, es hat einen Grund warum ich sie heute hier  aufsuche. Vor einiger Zeit habe ich einen Trainer für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung kennen gelernt und ihn eingeladen einige Trainings in diese Richtung bei uns abzuhalten. Dafür suche ich nun Teilnehmer, die bereit für Neues sind. Mein Bestreben ist es auch, die Kommunikation innerhalb der Firma zu verbessern, denn: „Geht’s den Mitarbeitern gut, geht’s auch der Firma gut“ mein Wahlspruch.  Und so wie ich sie bisher als Mitarbeiter kenne und schätze, weiß ich, dass sie immer für Neues offen waren. Deshalb meine Frage: Ist das was für sie?“





Herr Mensch schaut dem Direktor in die Augen. Ein Blick, der Überraschung, Freude und Glück gleichzeitig aussagt. Im nächsten Moment, als der Verstand auch so wirklich versteht was dieses Angebot heißt, zaubert es ihm ein Lächeln ins Gesicht. Ohne nachzudenken, seinem inneren Impuls folgend „Oh, Vielen Dank, das Angebot nehme ich sehr, sehr gerne an. Wissen sie Herr Direktor, seit einigen Tagen tummeln sich bei mir Gedanken im Kopf, die nach Veränderung streben. Veränderung im Sinne von Neues ins Leben lassen und auch Altes gehen zu lassen. Ich nehme das Angebot als „Wink des Schicksals“ und erkenne, dass das der richtige Weg ist und freue mich sehr drauf. Wann soll es denn losgehen?“ „Schon in absehbarer Zeit. Mir ist es noch wichtig, zwei, drei Mitarbeiter ebenfalls dazu einzuladen und wenn die Gruppe voll ist, kann es losgehen. Es freut mich, ihre Begeisterung zu sehen und zu spüren, das sagt mir, dass meine Entscheidung gut gewählt war.“

„Wow, was für ein Tag! Und das nur von so einer kleinen gedanklichen Veränderung? Ich kann es gar nicht glauben“ Herr Mensch ist sehr zufrieden und fühlt sich mächtig wohl in seiner Haut. Für ihn hat die „Sache“ Bewegung bekommen. Wissend, dass es erst der Beginn ist und trotzdem fühlt er sich schon jetzt um einiges leichter.

Wie versprochen, begann das erste Seminar schon nach kurzer Zeit. Fünfzehn Teilnehmer, zählt Herr Mensch. Wenn er so in die Gesichter der Anderen schaut ist er verwundert, da ist Frau König, aus der Buchhaltung, sie sieht richtig genervt aus. Sein Sitznachbar, Herr Gmein, sagt zu ihm „Sind sie vom Direktor auch zu diesem Seminar verdonnert worden?“ „Verdonnert? Ich? Nein. Ich bin sehr gerne hier und freue mich, weil ich denke hier gute neue Impulse zu bekommen.“ Herr Gmein schüttelt den Kopf und wendet sich ab. Für Herrn Mensch war es unvorstellbar keine Freude an diesem Seminar zu haben, jetzt erst nimmt er wahr, dass es offensichtlich Teilnehmer gibt, die gar keine Lust haben. „Warum sitzen sie dann da?“ fragt sich Herr Mensch.

Das Seminar beginnt, die Teilnehmer hören viel von Kommunikation, z.B.  dass wir gar nicht, nicht kommunizieren können, sondern wir Menschen uns immer mitteilen, nonverbal oder verbal. Das wir Menschen sehr stark unsere Sinne einsetzten, visuell, auditiv, kinästhetisch, und das wiederum individuell verschieden ausgeprägt ist. In vielen praxisbezogenen Übungen bekommen die Teilnehmer Impulse, wie Kommunikation auch funktionieren kann.
Eine Übung hat bei Herrn Mensch besonderen Eindruck hinterlassen. „Die Landkarte ist nicht das Gebiet.“  „Ja, und was heißt das jetzt?“ fragt sich Herr Mensch irritiert.

 In Zweier-Gruppen sollen  die Teilnehmer gegenseitig Begriffe definieren, Urlaub, Gelassenheit, Beruf. Sein Gegenüber ist Frau König, die Frau König, die er schon als genervt wahrgenommen hat.
„Na, ich bin neugierig, ob das was wird? Schade, ich wollte alles in vollen Zügen auskosten“ Herr Mensch flüchtet sich wieder in seinen inneren Dialog. „Also los geht´s, dass wir es hinter uns bringen, ich fange an“ hört er Frau König in einem sehr resoluten Ton sagen.
Während er ihr aufmerksam zuhört und all ihre Beschreibungen zu Urlaub, Gelassenheit und Beruf mit verfolgt, vergleicht er still seine Definitionen, und die Überraschung ist perfekt. Während bei Frau König der Beruf lediglich zum Geld verdienen da ist, damit sie die Miete bezahlen und Essen kaufen kann, ist es für ihn ein ganz wichtiger Teil in seinem Leben. Im Beruf möchte er sich verwirklichen, möchte er Spaß haben. Auf diese Unterschiede war er nicht gefasst, er hat immer angenommen, dass seine Definition für alle gleich ist und die paar Ausnahmen, die er wahrgenommen hat, hat er nicht so ernst genommen.

Nach dem Ende des Seminartages wollte Herr Mensch diese neue Erfahrung gleich im Alltagsleben testen. Zuhause angekommen (früher als sonst, ohne Abstecher ins Stammlokal) befragt er seine Frau, wie sie denn ihre „Welt“ so beschreibt. Auch wieder ein sehr überraschendes Ergebnis. In vielen Dingen sieht seine Frau die Welt ganz anders. „Warum hab ich das noch nie bemerkt? Was bedeutet das für mich jetzt?“ Viele neue Fragen tauchen auf, die nach einer Antwort drängen.

Herr Mensch schaut dem Direktor in die Augen. Ein Blick, der Überraschung, Freude und Glück gleichzeitig aussagt. Im nächsten Moment, als der Verstand auch so wirklich versteht, was dieses Angebot heißt, zaubert es ihm ein Lächeln ins Gesicht. Ohne nachzudenken, seinem inneren Impuls folgend „Oh, Vielen Dank, das Angebot nehme ich sehr, sehr gerne an. Wissen sie Herr Direktor, seit einigen Tagen tummeln sich bei mir Gedanken im Kopf, die nach Veränderung streben. Veränderung im Sinne von Neues ins Leben lassen und auch Altes gehen zu lassen. Ich nehme das Angebot als „Wink des Schicksals“ und erkenne, dass das der richtige Weg ist und freue mich sehr drauf. Wann soll es denn losgehen?“ „Schon in absehbarer Zeit. Mir ist noch wichtig, zwei, drei Mitarbeiter ebenfalls dazu einzuladen und wenn die Gruppe voll ist, kann es losgehen. Es freut mich, ihre Begeisterung zu sehen und zu spüren, das sagt mir, dass meine Entscheidung gut gewählt war.“

„Wow, was für ein Tag! Und das nur von so einer kleinen gedanklichen Veränderung? Ich kann es gar nicht glauben“ Herr Mensch ist sehr zufrieden und fühlt sich mächtig wohl in seiner Haut. Für ihn hat die „Sache“ Bewegung bekommen. Wissend, dass es erst der Beginn ist und trotzdem fühlt er sich schon jetzt um einiges leichter.

Wie versprochen, begann das erste Seminar schon nach kurzer Zeit. Fünfzehn Teilnehmer, zählt Herr Mensch. Wenn er so in die Gesichter der Anderen schaut ist er verwundert, da ist Frau König, aus der Buchhaltung, sie sieht richtig genervt aus. Sein Sitznachbar, Herr Gmein, sagt zu ihm „Sind sie vom Direktor auch zu diesem Seminar verdonnert worden?“ „Verdonnert? Ich? Nein! Ich bin sehr gerne hier und freue mich, weil ich denke hier gute neue Impulse zu bekommen.“ Herr Gmein schüttelt den Kopf und wendet sich ab. Für Herrn Mensch war es unvorstellbar keine Freude an diesem Seminar zu haben, jetzt erst nimmt er wahr, dass es offensichtlich Teilnehmer gibt, die gar keine Lust haben. „Warum sitzen sie dann da?“ fragt sich Herr Mensch.

Das Seminar beginnt, die Teilnehmer hören viel von Kommunikation, z.B.  dass wir gar nicht, nicht kommunizieren können, sondern wir Menschen uns immer mitteilen, nonverbal oder verbal. Das wir Menschen sehr stark unsere Sinne einsetzten, visuell, auditiv, kinästhetisch, und das wiederum individuell verschieden ausgeprägt ist. In vielen praxisbezogenen Übungen bekommen die Teilnehmer Impulse, wie Kommunikation auch funktionieren kann.
Eine Übung hat bei Herrn Mensch besonderen Eindruck hinterlassen. „Die Landkarte ist nicht das Gebiet.“  „Ja, und was heißt das jetzt?“ fragt sich Herr Mensch irritiert.

 In Zweier-Gruppen sollen  die Teilnehmer gegenseitig Begriffe definieren, Urlaub, Gelassenheit, Beruf. Sein Gegenüber ist Frau König, die Frau König, die er schon als genervt wahrgenommen hat.
Mit „Na, ich bin neugierig, ob das was wird?" beginnt Frau König die Übung, mit einem Unterton von "Ich mag nicht, aber ich muss"".  "Schade, ich wollte alles in vollen Zügen auskosten“ Herr Mensch flüchtet sich wieder in seinen inneren Dialog. „Also los geht´s, dass wir es hinter uns bringen, ich fange an“ hört er Frau König in einem sehr resoluten Ton sagen.
Während er ihr aufmerksam zuhört und all ihre Beschreibungen zu Urlaub, Gelassenheit und Beruf mit verfolgt, vergleicht er still seine Definitionen, und die Überraschung ist perfekt. Während bei Frau König der Beruf lediglich zum Geld verdienen da ist, damit sie die Miete bezahlen und Essen kaufen kann, ist es für ihn ein ganz wichtiger Teil in seinem Leben. Im Beruf möchte er sich verwirklichen, möchte er Spaß haben. Auf diese Unterschiede war er nicht gefasst, er hat immer angenommen, dass seine Definition für alle gleich ist und die paar Ausnahmen, die er wahrgenommen hat, hat er nicht so ernst genommen.

Nach dem Ende des Seminartages wollte Herr Mensch diese neue Erfahrung gleich im Alltagsleben testen. Zuhause angekommen (früher als sonst, ohne Abstecher ins Stammlokal) befragt er seine Frau, wie sie denn ihre „Welt“ so beschreibt. Auch wieder ein sehr überraschendes Ergebnis. In vielen Dingen sieht seine Frau die Welt ganz anders. „Warum hab ich das noch nie bemerkt? Was bedeutet das für mich jetzt?“ Viele neue Fragen tauchen auf, die nach einer Antwort drängen.



Fortsetzung folgt …..




Loslassen die Vierte: Kampf weglassen  
(Teil 1)

Im sonnigen Bergland von Tirol lebte Frau Ehrlich mit ihrem Mann und den zwei gemeinsamen Kindern. Von ihrem Vater hatte sie vor einigen Jahren die Firma übernommen. 
In diesen Jahren, hat sie alle ihre Kraft in die Firma gesteckt, sie hatte nur einen Gedanken:  „Die Firma muss bestehen bleiben.“  Tagaus – tagein, immer denselben Gedanken, schon über einige Jahre. Der Satz wurde immer mächtiger, drückender. Wie das Schwert des Damokles hängt dieser Satz über ihr und beherrscht ihr gesamtes Tun.
Frau Ehrlich bemerkt nicht wie ihre Familie sich von ihr zurückzieht. Das die guten Freunde schon lange das Weite gesucht haben, ist ihr ebenfalls nicht aufgefallen. Wie ein Pferd, dem mit den Scheuklappen das Sichtfeld eingeschränkt wird.

Frau Ehrlich ist am Ende ihrer Kräfte! Jeden Tag am Abend, fällt sie immer früher völlig erschöpft ins Bett. In einer dieser Nächte träumt sie: „Eine Frau sitzt in einer  Wiese umringt von vielen verschiedenfarbigen Wiesenblumen. Vor ihr steht ihre Leinwand und ganz entspannt malt sie. Ihre Lieblingsmotive sind die Schafe, die vor ihr ebenso entspannt weideten. Es sind Ihre Schafe, sie ist Schäferin. Diesen Herzenswunsch hat sie sich schon in ihrer Kindheit vorgestellt und jetzt im Erwachsenenleben erfüllt.  Gleichzeitig beobachtet sie am Nachbargrundstück eine Frau, die verbissen an einem Werkstück arbeitet, immer wieder greift sie zum Telefon  und telefoniert. Der Gesichtsausdruck wird immer verärgerter, ihr Blick ist starr auf ihre Arbeit gerichtet.
Die Frau  zu sich: Nooooo, das ist auch eine Lebensentscheidung:  Kampf, Ärger, Unlust
Da lob ich mir doch meine:  Freude, Spaß, Genuss!“

Frau Ehrlich macht die Augen auf, sie ist hellwach, schaut auf die Uhr,  fünf  zeigt sie an. „Was war das? Sie glaubte gerade von einer anderen Welt gekommen zu sein, so real, dass sie einige Minuten braucht um zu erkennen  welche Welt die Wirkliche ist.

Dort angekommen erkennt sie die Botschaft:
„Ich muss was ändern!“  dieser Satz war ganz groß in ihrem  Kopf.   Sie schläft nicht wieder ein, geht in die Küche setzt sich mit einer Tasse Kaffee zum Tisch. „ich muss was ändern, ich muss was ändern, ich muss was ändern.“ So beginnt für Frau Ehrlich, dieser neue Tag. Ein neuer Tag mit neuen Gedanken, neuen Handlungen und einem neuen Leben.

Fortsetzung folgt ……..